Die Stimmung macht den Unterschied

Unser Jüngster im tierisch-zufrieden Rudel namentlich: Foxy, die Nachbarn nennen ihn Franz-Josef (oder Kaiser) und in der Hundeschule heißt er F.-J. Der Hund mit den vielen Namen, das macht in dem Fall nichts aus. Ich habe mir nämlich sagen lassen, dass sich Border-Collie unglaublich gut Wörter merken können. Mittlerweile weiß ich, dass sie sich nicht nur Wörter gut merken können, sonst auch sehr sehr gerne trainiert werden.

Frauchen bekommt oft ein großes Lob für das was Foxy bereits alles kann, wieviel Tricks bereits ohne Körperhilfe, dafür auf Wortsignal funktionieren und wie gut er bereits die Fußpositionen einnehmen und halten kann, doch wie immer gibt es 2 Seiten der Medaille.

Kaum jemand erahnt, was das alltägliche Spazierengehen mit Frauchen und unserem Foxy an der Leine, so alles auslösen kann. 

Von Atemübungen bis hin zum Singen kann ich berichten.

Warum das so ist? Nun der Kaiser freut sich sehr über Bewegungsreize, egal ob ein Traktor vorbeifährt, der Jogger entlang des Weges kommt oder die vielen Tut nix die hier wohnen und ihres Weges gehen. Hier in unserem Gebiet laufen leider unglaubliche viele: Tut Nix(e) umher. Mal sind sie groß, mal klein, mal einfarbig, mal zweifarbig, mal mit Joggern an der Seite, mal mit älterem Herr am Rad, die Liste ist endlos. Es geht um unsere lieben Fell-Kollegen, sehr viele sind derzeit „offline“ und nicht mehr so häufig im Homeoffice anzutreffen. Wir mögen es nicht sonderlich, wenn ein Tut-Nix in uns „rein geschossen“ kommt. Das ist unhöflich und respektlos, zum mal wir bei Hundebegegnungen an der Leine sind und nicht ausweichen können. Frauchen hält bei so Aktionen stets die Luft an, leider überträgt sich das auf uns Hunde.

Autos, Jogger und Fahrradfahrer (ohne Hund) sind viel besser einzuschätzen und deshalb hat unser Foxy auch zuerst gelernt mit diesen Reizen umzugehen. Erst aus der Ferne, dann konnten wir immer näher an den Reiz herangehen. Zuvor hat Anneke zuhause mit ihm das zum Menschen hin orientieren Spiel gespielt. Frauchen möchte nicht, dass Foxy in hab acht Stellung durch unsere Gegend läuft, denn schließlich hat er immer noch das Thema, dass er durch Bewegungsreize sehr schnell gefordert und überfordert ist. Das Thema hat er mit 8 Wochen in seinem Welpen Paket dabei gehabt. Konkret bedeutete das, dass Änderung des geplantes Spazierengehen von da ab auf der Tagesordnung standen und noch stehen, damit wir einen entspannten Tag haben können. Wenn wir gestresst und angespannt sind, ziehen wir Hunde im wahrsten Sinne des Wortes mit.

Foxy sollte lernen, entspannt spazieren gehen zu können, natürlich in erster Linie für den Alltag, bei uns zuhause auf dem Land,  jedoch auch für andere Umgebungen, wenn wir mal in die Stadt müssen, oder zu einem Messeturnier fahren. Deshalb wurden alle Reize peu a peu trainiert.

Im Alter von 10 Wochen bis 3 Monaten waren Autos und Vögel sehr interessant, so dass wir erst in Straßen mit großem Abstand liefen, auf der nur ab und an ein Auto fuhr. Hier erarbeiteten wir das, was er bereits konnte. Er blieb an der Leine, manchmal an einer längeren Leine. Als er erst 10 Wochen jung war, waren nur Leckcherchen vom Boden fressen oder ein Spielzeug herum tragen oder hinterher laufen machbar. Als er älter war  haben wir dann in diesen Situationen und bei Sichtung von Vögeln eher auf Rückorientierung zum Mensch hin oder in die andere Richtung gehen und rennen geübt. Wenn er hektisch wurde, wurde getrödelt, oder ein Lied gesungen um etwas anders als die Hektik zu bedienen. Meist war schon vorab der Plan im Kopf zurecht gelegt.

Wir haben kurze Strecken gewählt, es ging immer um Qualität nicht um Quantität, zum Glück haben wir einen großen, eingezäunten Garten in dem Frauchen mit ihm Spiele spielt und ihn ordentlich flitzen lassen kann. Es war nicht immer leicht und auch heute basteln wir immer noch am Alltagsziel: Entspannt Spazieren gehen. Es ist jedoch wichtig, für alle Beteiligten und es bringt eine Entschleunigung zurück in den Alltag. Ich sehe nun die Natur nochmal ganz anders. Ich bin mir dessen bewußt, wen ich beim Gassiegehen gesehen habe. Neulich ist mir aufgefallen, dass die Dame mit ihrem älteren Hund bereits seit 3 Tagen nicht mehr auf der gegenüberliegen Dammseite zu sehen war, hoffentlich sehen wir sie bald wieder. Ich habe mehr Zeit den Boden zu erkunden. Wir nehmen tiefenentspannt den Falter, die Raupe, die Schnecke und das Zwitchern der Vögel war.

Es gab auch die Tage an dem wir alle entspannt waren, der Youngster hingegen in seine Schleppleine wie von der Tarantel gestochen, rein lief. 

Damit das ungebremste Reinlaufen nicht ein 2-es und 3-es mal vorkommt, denn das ist für alle Beteiligten unangenehm, wurde kehrt gemacht, ein paar Ruheübungen im Platz ausgeführt oder anderes aus der Trickkiste gepackt, wie zum Beispiel: Ein Bodentarget anlaufen. 

Die Tricks kannte er bereits von zuhause. Ideen, Strategien, aber auch bereits bekannte Spiele wurden auf dem Plan für das Spazierengehen  notiert. 

Trainieren muss man stets um Situationen meistern zu können, man muss „für“ eine Situation und niemals in einer Situation trainieren, letzteres kann nur schief gehen.

Die Wege haben wir dann erst hinter uns gelassen, wenn eine Entspannung eintrat, denn wir Hunde nehmen gerne den letzten Eindruck mit nachhause und einige Wege waren bereits „verbrannt“ und in der Situation nicht mehr wirklich nutzbar für Foxy, denn dort waren zu viele Reize auf einmal für ihn aufgetreten. 

Jetzt achten wir sehr darauf, wie der Weg gelaufen wird, denn so wird er das nächste Mal, wenn diese Strecke gelaufen wird oder wenn er an einer bestimmten Stelle vorbeikommt, weniger in Anspannung verfallen.  Das ist auch wichtig bei Beenden eines Turniers. Habt es nie eilig nach Hause zu kommen, sondern packt bewußt entspannt eure Sachen und habt einen Plan, wann meine Kollegen ins Auto gebracht werden.

Bis zum nächsten Mal. Bleib bitte mopsfidel und Bostengesund. Deine Lena Lustig mit dem tierisch-zufrieden Rudel.

Bearded Collie 

Ein Loch ist im Eimer

Die Lena Lustig Kolumne für DVG HundeSport

Ein Loch ist im Eimer, das nicht mit Stroh oder anderen Dingen gestopft werden sollte, denn auf das Loch in meinem Eimer bin ich stolz und es wurde durch viel Fleiß erarbeitet. Ich bin der Meinung, dass jeder Hund einen Eimer mit einem riesengroßen Loch haben sollte.

Warum ich das denke? Ich erkläre es dir.

Len

Unsere Trainerin sagte immer zu Frauchen: Du musst in Situationen denken, wenn du an das Hundetraining denkst. Mit diesem Gedanken konnten sie etwas anfangen, doch bildlich gab es zu viele Situationen, die sie sich vorstellen konnte, deshalb fingen wir an mit anderen Bildern zu arbeiten, um genau zu sein, sie hat das Ganze auf ein Bild reduziert, um das Geschehen möglichst konzentriert anzusehen, nämlich in Form und in Abbild eines Eimers.

Jeder Hund hat einen imaginären Eimer. In diesen Eimer füllt der Hund viele Dinge, tolle, als auch weniger schöne Dinge. Um einige Beispiele zu nennen: Angst, Stress, einen Cocktail aus Hormonen, die zum Beispiel durch Streicheln, Sport usw. ausgelöst werden.

Der Eimer füllt sich stetig, wenn jetzt nun einer meiner verbeinigen Freunde keine Gelegenheit hat, den Eimer mit Inhalt zu leeren oder die Füllhöhe wieder absinken zu lassen und der Eimer gegebenenfalls (noch) kein Loch hat, weil mein vierbeiniger Freund einfach nicht zur Ruhe kommt und der Pegel ständig steigt, dann läuft der Eimer über.

Der Eimer kippt um und läuft mit all dem Inhalt aus. Ein unschönes Bild und die Reaktionen, die erfolgen kennen alle Menschen von ihren Hunden.

Der Hund macht Sachen, die er noch nieeee gemacht hat. Er pöppelt an der Leine, schießt in die Leine, bellt Fahrradfahrer, Jogger, und andere Hunde an. Er zwickt seinen besten Freund, rennt dem Jogger hinterher usw. die Liste kann man mit vielen  Situationen auffüllen und fortsetzen.

Wie kann man nun meinen Freunden helfen, ihre Eimer erst gar nicht randvoll werden zu lassen oder wie gelingt es ihnen ein Loch in die Eimer reinzubohren, damit das Angestaute sofort wieder abfließen kann?

Indem man von Beginn an sinnvoll trainiert, indem man sie lehrt, dass Ruhe der Schlüssel zu allem ist. Wenn man Ruhe lernen soll, muss man auch die Möglichkeit haben, sich körperlich zu betätigen und sollte, rennen, schnüffeln und einige lustige Spiele (Trainingseinheiten) im Laufe eines Tages absolvieren dürfen.

Wenn wir zu einem Turnier fahren oder zur einer Ausstellung gebracht werden, darf unser Mensch die Situationen, die auf uns einwirken, managen.

Hier kann man sich immer fragen, wo wird der Hund auf der Veranstaltung untergebracht, bis er an der Reihe ist? In einer Box, wartend auf seiner Decke usw. oder hat Frauchen ein Zelt dabei oder einen mobilen Hundezaun, wartet mein Freund, sofern es die Wetterbedingung zulässt, im Auto?

Weiterhin sollte sich der Besitzer fragen: Wie bringe ich meinen Hund durch die Menge zu unserem Aufenthaltsbereich? Welchen Eingang wähle ich usw.

Frauchen läuft die Wege an Messeveranstaltungen oftmals alleine. Sie plant, was zu tun ist, wenn wir aus dem Auto kommen und ins Messegelände gebracht werden. Wo kommen wir eventuell in Schwierigkeiten und welche Hilfe ist in der Situation eine echte Hilfe für uns. 

In Situationen, in denen viele Menschen, Hunde, Geräusche Gerüche, viele Reize einwirken, kann sich der Eimer schon mal recht schnell füllen und da man meist eine längere Zeit an diesem Ort verbringt, sollten wir die Chance haben, dass der Eimer nicht zum Überlaufen kommt. 

Die Chance haben wir dann, wenn unser Mensch uns gut vorbereitet und gegebenenfalls auf Rituale zurück greift, die wir bereits gelernt haben.

Wenn wir Übungen lernen und diese in reizüberflutenden Situationen zeigen sollen, dann macht es Sinn, diese erstmal in einer reizarmen Umgebung zu lernen. Peu à peu können wir es dann leisten, mit stärkeren und „stressigeren“ Reizen umzugehen.

Da meine Freunde auf Grund der Rassenvielfalt, jedoch auch auf Grund dessen, wie alt oder jung sie sind, was trainiert wurde und wie die Frustrationstoleranz im Allgemeinen ist, unterschiedliche Eimer (große, mittlere, kleine Eimer, ein großes Loch, winzige Löchlein oder verstopfte Löcher im Eimer haben usw.) mit sich führen, sollte sein Mensch wissen, wie in etwa der Pegelstand ist und frühzeitig reagieren, um den Pegel nicht in die Höhe schnellen zu lassen.

Zu den antrainierten Ruheübungen kann es helfen uns einen gefüllten Kong (eventuell mit gefrorenem Inhalt) eine Schleckmatte, einen Schnüffelteppich oder etwas zum Kauen zu geben.

Kauen, eine mit Futter bestrichene Matte abzulecken, schnüffeln beruhigt und es hilft über die ein oder andere Situation hinweg, hilfreich ist jedoch auch hier, dass wir mit dem Gegenstand etwas anfangen können. 

Ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Freundin Anneliese weder Geduld noch Lust hatte sich mit einem Kong zu beschäftigen, Frauchen sagte immer, Anneliese hätte einfach keine Zeit dafür. Die Schleckmatte hingegen mag Anneliese sehr gerne. Ich mag beides, so wie alle anderen bei uns im Rudel.

Da das Autofahren für manch einen Vierbeiner ein Thema war und Frauchen nicht wollte, dass Stress entsteht und dadurch mein Rudelmitglied quietschend und fiepend im Auto sitzt, hat sie das mit der Schleckmatte stetig und immer wieder trainiert, so dass jetzt angenehme Stille und Ruhe im Auto herrscht, so können wir alle entspannt auf einem Turnier ankomme, selbst mein Kumpel Friedel Fröhlich hat dies in all den Jahren gelernt und er ist Meister im Minnesang. (Eine andere Tonlage und ein anderes Musikgenre wäre uns allen lieber ;))

Doch jetzt nochmal zurück zu dem großen Loch in meinem Eimer.

Wieso ist es denn so groß? Es ist deshalb so groß, damit erst gar kein Pegel ansteigen kann. Ich habe im Laufe der Zeit, durch kontinuierliches Training (Entspannung im Wechsel mit Tricktraining, DogDancing, Balance- als auch propriozeptives Training) gelernt, mich schnell wieder zu entspannen, wenn mich etwas geärgert oder aufgeregt hat. 

Mir haben Übungen / Tricks, die ich zuerst im ruhigen Raum, (meist im Haus) gelernt habe und die dann in andere Situation (ein Radfahrer fährt an mir vorbei) weiter gefestigt und abgefragt wurden, sehr geholfen. In dem Moment, in dem ich etwas nicht meistern konnte, baute mein Frauchen erneut Distanz zu dem auf, was mir ein Problem verursacht hatte oder sie fragte etwas anders ab oder beide Techniken kamen zum Einsatz.

Ich habe gelernt, dass meine Übungen generalisiert werden können.

Im Laufe der Zeit durch das Tricktraining, durch Entspannungsübungen durch meistern von Alltagssituationen, wurde der Eimer immer größer, so dass deutlich „mehr“ an Inhalt reinpasst, ohne das der Pegel stieg, parallel dazu vergrößerte ich mein Loch, so dass ich nun einen nahezu perfekten Eimer mit mir herum trage. 

Ich habe mir meinem Eimer bunt gedacht, das ist viel schöner anzusehen.

In Situationen, in denen mein Eimer nicht das ist, was er sein sollte, hilft mir Frauchen, indem sie vorab managt wie und wo ich ihre Hilfe benötige, so nimmt sie mich zum Beispiel auf den Arm, wenn es auf einem Messeturnier mal zu einem Engpass kommt, das hilft mir, damit ich keine Angst vor den Menschenbeinen, die sich auf Messen ziemlich eng tummeln,  haben muss.

Ich wünsche all meinen Freunden dort draußen einen farbenfrohen und bunten Eimer denn: „Leben ist das mit der Freude und Farbe. Nicht das mit dem Ärger und dem Grau.“

Mach es dir bunt und male deinen Eimer an, vor allen Dingen bringe ihn immer auf den Pegelstand, bei dem du dich wohlfühlst und erinnere dein Frauchen und Herrchen daran, wenn das mal nicht der Fall sein sollte, denn unsere zweibeinigen Begleiter dürfen und müssen noch viel über uns lernen.

Bis wir uns wiedersehen, bleib bitte mopsfidel und bostongesund.

Alles Liebe 

Deine Lena Lustig mit dem tierisch-zufrieden Rudel.