Oldies but Goldies
Früher konnte ich mit meiner Freundin Fee und meinem Freund Felix noch fleißig unsere Runden draußen, um die Stallungen und Weiden laufen, im Laufe der Zeit mussten wir feststellen, wie viel sich verändert hatte.
Fee, die stets flüssig, fast schon mit einer Kadenz wie ein Dressurpferd, stolz und anmutige mit einer tollen Ausstrahlung, edel in Windhundemanier trabte, lief nun des Öfteren schlurfend, aber auch das hatte den Charme des Älterseins inne und dann gab es Tage an denen wir manchmal noch noch standen. Das Stehen hatte dann zugegebenermaßen weniger etwas von einem edeln Sportpferd, sondern eher was von einer Aufstellung beim Quadrille Reiten, bei der man wartet, dass es endlich losgeht. Für Fee war das Stehen wichtig. Es war ihre Art ihre Welt weiterhin zu erkunden, die sie sich stehend ansah und durch schnüffelnde Tätigkeiten ergänzte, vervollständigte oder innerlich korrigierte.
Unbekanntes, ob Hund, ob Mensch oder Gegenstand wurde nebensächlich, früher war jeder raschelnder Grashalm, jedes fiepen im Untergrund für Felix ein Weidmannsheil Ruf.
Fee und Felix nahmen ihre Umwelt anders war, als sie Senioren wurden, das war völlig ok.
Felix hingegen, konnte sein Glück nicht fassen, wenn Pferdeäpfel seinen Weg pflasterten, Karotten, Äpfel, Kartoffeln oder sonstiges „fressbare“ den Alltag durch die abgeernteten Felder erhellte. Felix hopste und spielte immer mit Geschwindigkeiten. Mal stürzte er sich voller Elan ins Gebüsch, mal bremste er abrupt ab, weil etwas rechts oder links neben dem Weg lag. Bei all den Aktionen wippten seine Steh-Klappohren im fröhlichen Takt und man meinte stets sie würden ein gute-Laune-Lied komponieren.
Früher wurde Frauchen beim Spaziergang oft auf Fee angesprochen, sie lief elegant, anmutig und fröhlich, wer sie besser kannte, der wusste, dass in ihrer Anmut soviel Speed steckte, dass man ihre Anmut beim neben Frauchen her laufen besser förderte, als sie wild entschlossen loslaufen zu lassen.
Beide waren echte Hingucker, Felix wurde stets für ein Husky-Mix mit seinem grauen Fell und der wunderhübschen Blesse und seinem seidigen Fell gehalten, das hätte auch passen können, wäre er nicht durch und durch Bardino-Mix und aus Fuerteventura gewesen.
Als Fee alterte wurde ihr Gesicht grau, ihre „Theo Waigel“-Augenbraun wurden dadurch noch interessanter und verliehen ihr einen sehr starken charismatischeren Ausdruck.
Ihr Rücken war nicht mehr der fitteste und sie kämpfte sich oft im Pass vorwärts, natürlich machte und tat Frauchen, was sie nur konnten, doch der Körper wurde älter und älter und da kann man einfach nur zuschauen und beobachten, was meine Freundin Fee oder der alt werdende Kollege nun weiterhin benötigt und was gut tut. Wir haben uns jeden Tag bewußt gemacht, dass jeder Tag ein Geschenk ist.
Fee schien beim Altern mit sich im Reinen zu sein, sie wirkte fröhlich und zufrieden. Jeder sah sie gerne an, weil sie inneren Frieden und eine Ruhe ausstrahlte, die jedem Betrachter gut tat.
Felix blieb der lustige, fröhliche Narr bis er recht plötzlich sehr schnell abbaute, während Fee sich in den Zustand der Zufriedenheit begab, spiegelte Felix das Heitere im Leben. Beide strahlten von innen heraus viel Schönes, Wunderbares aus.
Im Gegensatz zu Frauchen, die immer versuchte, dem Alter uns tierisch-zufrieden Hunde den Kampf anzusagen und hier und da noch das oder jenes gut unterstützende Nahrungsergänzungsmittelchen ab und an in unser Futter hinzu gibt, gab sich zumindest Fee dem Prozess des Alterns sehr würdevoll hin, manchmal hörte und sah sie nicht mehr so gut, aber sie war draußen im Garten immer noch sehr aktiv. Felix hingegen schlief und lag bei Frauchen, wann und wo er nur konnte.
Ich denke, wir Hunde werden einfach älter, ohne das Alter zu fürchten, von Fee habe ich folgendes gelernt: „Wenn das eine nicht mehr geht, dann mach das andere.“ Wenn es eben nicht mehr möglich ist, die lange Runde zu gehen, dann gehe eine kürzere Runde oder sitze eine Weile, anstatt unentwegt weiter zu gehen.
Sie nahm die Veränderung immer so einfach hin, als hätte sie sich Tausende von Lösungen im Laufe des Jahres für genau diesem Moment zurecht gelegt.
Je älter Fee wurde, desto zarter wurde ihr Körper und um so willensstarker wurde sie. Aufgeben war keine Option! Jeden Tag wurde ihr Paradies (unser Garten) mehrfach abgelaufen und kontrolliert, ob nicht die Wühlmäuse wieder Gänge angelegt haben, um die sie sich kümmern musste.
Felix hingegen trottete lieber mit uns nachhause, legte sich zu Frauchens Füßen, hob ab und an seinen Kopf und machte erneut ein Nickerchen. Uns Hunden ist selten etwas peinlich, im Alter verlieren wir häufig auch noch die Hemmungen und den guten Benimm, den wir im Laufe der Jahre erlernt haben, so bettelte Felix nun aus vollem Leibe und das hatte nun nichts mehr mit Ungehorsam zu tun, es war einfach das Vergnügliche, der Charme des alten Hundes, der aus ihm sprach.
Meine guten Freude und langjährigen Wegbegleiter waren eine lange Zeit sehr vergnügt, bevor sie ihre letzte Reise antreten mussten.
Ich weiß noch, dass Fee und Felix genau wussten, was sie wollten, entweder einen gefüllten Napf (Felix) oder den Garten umgraben (Fee)
So sollte es sein. Beide bekamen das, was sie sich wünschten, solange es möglich war.
Bis wir uns wiedersehen, eine Herzensgruß an alle Senioren Hunde und bleibt Bostongesund und mopsfidel. Deine Lena Lustig und das tierisch-zufrieden Rudel.